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Tag des offenen Denkmals

Die Verbandsgemeindeverwaltung Jockgrim war am diesjährigen Tag des offenen Denkmals von 13 bis 17 Uhr für Besucher erstmalig geöffnet. Seit Juni 2021 steht neben dem angrenzenden Ziegeleimuseum nun auch das Verwaltungsgebäude unter Denkmalschutz. Im Jubiläumsjahr 50 Jahre Verbandsgemeinde Jockgrim fand deshalb am Vormittag eine Feierstunde für geladene Gäste im Ziegeleimuseum statt.

Bürgermeister Karl Dieter Wünstel konnte als Referenten für die Feierstunde Prof. Stephan Böhm, Hans-Peter Schmitt sowie die Landeskonservatorin der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Dr. Roswitha Kaiser gewinnen. Der renommierte Architekt Prof. Stephan Böhm hatte den außergewöhnlichen Gebäudekomplex zusammen mit seinem Vater Gottfried Böhm geplant. Landschaftsarchitekt Hans-Peter Schmitt war mit der Gestaltung der Außenlage betraut. Die GDKE hatte den Denkmalschutzprozess initiiert und begleitet.

Bürgermeister Karl Dieter Wünstel bedankte sich bei den Referenten für ihre interessanten Vorträge und bei Ortsbürgermeisterin Sabine Baumann dafür, dass sie das Ziegeleimuseum für die Feierstunde zur Verfügung gestellt hatte. Dank ging auch an den Förderverein Ziegeleimuseum für die Bereitstellung von historischem Bildmaterial der Ziegelei, die im Rahmen einer Fotoausstellung im Ofenbau und im Foyer des Sitzungssaals gezeigt wurden. Die Ausstellung, die darüber hinaus auch Fotos aus der Bauphase und Zeitungsausschnitte beinhaltet, kann noch bis zum 06. Oktober während der Öffnungszeiten der Verbandsgemeindeverwaltung besichtigt werden. Weiterhin bedankte sich Wünstel bei Roland Göthel für die Produktion eines Kurzfilms zur Entstehungsgeschichte des Gebäudes, der im Sitzungssaal gezeigt wurde und auf der Webseite der Verbandgemeindeverwaltung www.vg-jockgrim.de veröffentlicht wird. Videosequenzen dazu lieferten Josef Katus und Klaus Rimpel. Ein Dank ging auch an die VR-Bank, die Sparkasse Südpfalz, die Thüga und die Stadtwerke Speyer, die die Veranstaltung als Sponsoren unterstützt hatten.

Unter den Gästen der Feierstunde waren die früheren Bürgermeister Dr. Siegfried Schloß und Uwe Schwind, Mitarbeiter der Verwaltung von damals und heute sowie aktive Kommunalpolitiker aus der Verbandsgemeinde. Während der Amtszeit von Dr. Siegfried Schloß wurde der Bau des Gebäudes fertiggestellt und eingeweiht. Der bereits verstorbene erste Bürgermeister der Verbandsgemeinde Jockgrim Richard Werling gilt als Ideengeber dafür, die ehemaligen Ziegelwerke als Vorbild für die Planung des Verwaltungsgebäudes zu nehmen. Dieses Ziel hatte er mit großer Begeisterung unermüdlich vorangetrieben und konnte den damaligen Verbandsgemeinderat genauso überzeugen wie die übergeordneten Behörden.

Die Zielvorgaben für den Neubau des Gebäudes in den 1990er Jahren waren klar und seien auch heute noch gültig, bekräftigte Wünstel. Allerdings beschäftige man sich nun statt mit dem Bau mit der Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes. Dabei müssten die Intentionen der Denkmalpflege mit einer wirtschaftlichen Sanierung und den Bedürfnissen des Verwaltungsalltags in Einklang gebracht werden. Die Ziegelfassaden, Fenster und Glasfassaden müssten erneuert, das Gebäude klimatisiert und beschattet und dabei immer auch der Brandschutz berücksichtigt werden. Ein Glücksfall für die Verbandsgemeinde sei es, dass sich Professor Stephan Böhm bei der anstehenden Sanierung mit seiner Expertise in alle Schritte der anstehenden Sanierung mit einbringe. Wünstel ist sich sicher, dass die Verwaltung den Spagat zwischen Erhaltung der historischen Identität und der notwendigen Zweckmäßigkeit schaffen wird. Er sei stolz auf das attraktive Verwaltungsgebäude, welches als unverwechselbarer Blickfang die Verbandsgemeinde Jockgrim in unvergleichlicher Weise repräsentiert und aus dem Ortsbild von Jockgrim nicht mehr wegzudenken sei.

Dr. Roswitha Kaiser skizzierte kurz die Gründe, warum das Ensemble aus Verwaltungssitz und Museum geschützt wurde. Der Gebäudekomplex sei ein anschauliches Zeugnis der Industriekultur Jockgrims, Sie sprach von architekturwissenschaftlicher Bedeutung, denn den Architekten Böhm sei es beispielhaft gelungen, vorhandene Bausubstanz mit ortstypischem Material zu verbinden und das Vorhandene in eine zeitgemäße, neue Form zu überführen.

Professor Böhm schlug einen großen Bogen von historischen Rathäusern zu zeitgenössischen Bauten, zeigte in seinen Augen missglückte Neubauten und wunderschöne historische Häuser. Den Erfindergeist, den Mut, den der Inhaber der Ziegelfabrik bei seiner Firmengründung hatte, wollte Böhm mit seinem Architektenentwurf würdigen. In einem lockeren Plauderton beschrieb er seine intensiven Begegnungen mit Richard Werling und den Mitgliedern des damaligen Verbandsgemeinderates. Das Gebäude, dessen herausragende Optik heute die Ortsmitte von Jockgrim prägt, das Ziegelgebäude mit aufwändig gemauerten Pfeilern, hätte beinahe so nicht verwirklicht werden können, erzählte Böhm. Denn erst nach langer Suche seien Maurer in Polen gefunden worden, die die Backsteinfassaden genauso mauern konnten, wie es die Pläne vorsahen. Er wies immer wieder auf den halben erhaltenen Ringofen hin, an dem sich der andere Teil des Hauptgebäudes im Aussehen orientierte. Viele Fotos zeigten die aufwändigen Konstruktionen und die Innengestaltung, die die Industriegeschichte aufgriffen und zitierten.

Als Böhm seinen Vortrag beendet hatte, meldete sich Philipp Schmitt, lange Jahre geschäftsführender Beamter der Verbandsgemeinde, und schilderte weitere Anekdoten zu Richard Werling während der Planungs- und Bauphase.