Inhalt

Römische Frauen und ihre Möglichkeit zur Teilhabe an Bildung

Römische Frauen und ihre Möglichkeit zur Teilhabe an Bildung

Vortrag von Dr. Britta Hallmann-Preuß

Dreißig Gäste folgten am Dienstag, dem 12. März, der Einladung des Terra-Sigillata-Museums und der Gleichstellungsbeauftragten der Verbandsgemeinde Jockgrim in das Kleine Kulturzentrum Rheinzabern. Im Rahmen des Internationalen Weltfrauentages gewährte Dr. Britta Hallmann-Preuß, Leiterin des Stadtmuseums Bad Dürkheim, dem interessierten Publikum Einblicke in das Bildungswesen der Römerzeit und widmete sich der Frage, welche Möglichkeiten sich Frauen boten, am öffentlichen und beruflichen Leben teilzunehmen. In ihrem reich bebilderten Vortrag, gewürzt mit Alltagsanekdoten aus der antiken Literatur, zeichnete die Referentin ein vielschichtiges Bild der Vergangenheit.
Als Privatsache war schulische Erziehung nicht verpflichtend. Was und wie man lernte, war mehr geprägt vom sozialen Status als vom Geschlecht. Neueren Untersuchungen zufolge verfügte gut ein Drittel der Bevölkerung über Grundkenntnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen. Gegen geringes Entgelt konnten Jungen wie Mädchen diese Fähigkeiten in einfachen öffentlichen Schulen erwerben. Dies war in der auf Schriftlichkeit ausgerichteten römischen Gesellschaft schon aus praktischen Gründen erstrebenswert, auch für Frauen – nicht nur für die Führung des eigenen Haushalts. Anhand eines Steinreliefs mit der Darstellung eines Metzgereibetriebes zeigte die Referentin anschaulich, dass „geschlechterspezifische Arbeitsteilung“ schon damals üblich war: Während der Ehegatte das Handwerkliche erledigte, kümmerte sich die Gattin um die Buchführung.

Von Inschriften kennen wir berufstätige Frauen in typisch „weiblichen Berufen“ als Hebamme, Erzieherin oder Sekretärin, aber auch als Wirtin oder Herbergsmutter. Mehr als einer einfachen schulischen Ausbildung bedurfte es sicher, um als Ärztin tätig zu sein.


Seltener begegnen uns Frauen in „männlichen“ Domänen als Glasfabrikantin, Inhaberin einer Ziegelei, einer Klempnerei oder Leiterin einer Mine. Rheinzaberner Terra-Sigillata-Stempel zeigen, dass auch Keramikwerkstätten von Frauen geführt wurden: IVLIANA, IVNIA und MATINA produzierten hier im 2. und 3. Jahrhundert das beliebte Tafelgeschirr.
Während auf Papyri festgehaltene Rechtsurkunden ihre Geschäftsfähigkeit im Wirtschaftsleben belegen, vermitteln Dokumente aus dem privaten Umfeld einen vielfältigen Eindruck vom alltäglichen Gebrauch von Schrift: Von der Geburtstagseinladung an die Schwester über amouröse Widmungen bis hin zu Besitzerinneninschriften auf Objekten, wie sie auch aus Rheinzabern bekannt sind.
Einen Unterschied in der Bildung machte der soziale Status. In vermögenden Familien erhielt der Nachwuchs oft Privatunterricht zu Hause. Nach dem Elementarunterricht lernten Jungen wie Mädchen noch Griechisch und beschäftigten sich mit literarischen Werken. Eine darüberhinausgehende Rhetorikausbildung zur Vorbereitung auf eine politische Karriere blieb den jungen Männern vorbehalten, da Frauen keine öffentlichen Ämter bekleiden konnten. Ungeachtet der geschlechterspezifischen Ungleichheiten kennen wir Frauen aber auch als Schriftstellerinnen und Dichterinnen, wenngleich sich von ihren Werken nur sehr wenig erhalten hat. Die weibliche Sicht auf die römische Gesellschaft bleibt daher bisher unterrepräsentiert. Aber – so die Referentin – viele Papyri sind schließlich noch nicht gelesen…