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Ziegeleimuseum Jockgrim


Pioniergeist und Ideereichtrum

Kaum zu glauben: in Jockgrim stand einst eine der größten Zeigeleien weltweit. Die Falzziegelwerke Carl Ludowici waren einst Marktführer in Europa. Das 1996 eingeweihte Ziegeleimuseum Jockgrim erinnert an einen wichtigen Aspekt neuzeitlicher Geschichte, nämlich die Industrialisierung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Es befindet sich im restaurierten Pressehaus der ehemaligen Carl Ludowici Falzziegelei.

Ausstellung:
Die Ausstellung dokumentiert die rund 100-jährige Geschichte der Ziegelherstellung in Jockgrim.
In verschiedenen Räumen werden die Produktionsabschnitte von der Tongewinnung bis zum Versand, die Produkte der Ziegelei, die dörfliche Entwicklung, sowie die Firmengeschichte an Sich dokumentiert.

Eindrucksvolle Kulisse:
Neben der musealen Nutzung dient der große Saal des Pressehauses als eindrucksvolle Kulisse für verschiedene kulturelle Veranstaltungen der Gemeinde und der örtlichen Vereine.

Ringofen:
Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist der teilweise erhaltene Ringofen, der ursprünglich 90 Meter lang und sechs Stockwerke hoch war. Heute dient er als Untergeschoss des modernen Verwaltungsgebäudes der Verbandsgemeinde.

Revolverpresse:
Im Außenbereich des Museums befindet sich die original erhaltene, durch den Verein restaurierte, Revolverpresse. Die voll betriebsfähige Presse gibt dem Besucher einen einzigartigen Einblick in die Produktionsweise der ehemaligen Ziegelei.

Außenstelle:
Eine Außenstelle des Museums zeigt Sonderwaren der Ziegelei und Kunst aus Jockgrim.

Kugelhaus Jockgrim:
Der Eigentümer der damaligen Jockgrimer Ziegeleifabrik und Erfinder, Johann Wilhelm Ludowici (1896 - 1983), entwarf auch zahlreiche Konstruktionen außerhalb der Ziegelfertigung. Eines dieser Schaffenswerke ist das Kugelhaus. Ein Exemplar ist im Außenbereich des Museums aufgestellt. Durch seine gute Transportmöglichkeit und optimale Raumnutzung sollte es seinerzeit eine Alternative zum herkömmlichen Wohnungsbau darstellen, kam aber nie über die Produktion des Prototyps hinaus. In der Originalausstattung enthielt es bei einem Durchmesser von 4,50 m alles, was für einen Zwei-Personen-Haushalt erforderlich war: eine Küche mit Schränken und Elektrogeräten, Spüle und Essplatz, ein Wohn-Schlafzimmer mit Schrank und ein kleines Bad.

Geschichte der Ziegelei

1827:
Carl Friedrich Ludowici, Gründer der Falzziegelwerke Ludowici, wird in Uetersen in Schleswig-Holstein geboren. Carl Friedrich Ludowici studiert Maschinenbau.

1857:
Carl Friedrich Ludowici gründet die erste deutsche Falzziegelei in Ensheim im Saarland.

1860:
Aufgrund fehlender Expansionsmöglichkeiten, Verlegung der Falzziegelei nach Ludwigshafen am Rhein.

1873:
Modernisierung und Errichtung eines neuen Werkes mit zwei selbst konstruierten Revolverpressen in Ludwigshafen am Rhein.
Neue Tagesproduktion: 20 000 Ziegel.

1881:
Carl Ludowici verunglückt tödlich. Die Firmenleitung übernehmen seine Frau Babette sowie seine Söhne Wilhelm, August, Karl und Franz.

Wilhelm Ludowici erhält das Patent für den ersten Falzziegel "Z1" sowie für die Erfindung des Malteserkreuzes zur Verbesserung der Revolverpresse.

Die Tonvorräte in Ludwigshafen gehen zur Neige.

1883:
Erster Besuch Wilhelm Ludowicis in Jockgrim: Erkundigungen über die Jockgrimer Verhältnisse und die Jockgrimer Tone beim Bürgermeister und beim damaligen Ziegeleibesitzer Weichsel.

Jockgrimer Tone werden in Ludwigshafen mit erfreulichen Brennergebnissen gestestet.

1886:
Fertigstellung von Werk 1

Beginn einer fast 100-jährigen Ära, die Jockgrim weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt macht.

1886:
Errichtung von Werk 2

1888:
Errichtung von Werk 3

Errichtung von Werk 4

1891:
Errichtung von Werk 5

1929:
Errichtung von Werk 6 mit Silos zur Lagerung und Tonaufbereitung

1935:
Mittlerweile: 950 Beschäftigte, 100 000 Ziegel Tagesproduktion
Zudem:  Übernahme von Tochtergesellschaften im  In- und Ausland.

Die Ziegelei Ludowici ist zu diesem Zeitpunkt einer der führenden Falzziegelhersteller im europäischen Raum.

1945:
Das Werksgelände wird durch alliierte Bombenangriffe zu 70% zerstört.

nach 1945:
Der Bedarf an Baumaterial nach dem 2. Weltkrieg führt zu einer letzten Blütezeit der Jockgrimer Werke.

1950-1970:
Neue Baumaterialien kommen auf, Patante laufen ab, die Tonvorräte gehen zu Neige: die Produktion nimmt ab. Nach und nach werden die Werke stillgelegt. Zuletzt produziert nur noch das modernste Werk 6.

1972:
Durch einen Großbrand wird das Werk 6 zerstört.

Hiermit endet die Tonziegelproduktion in Jockgrim.